Drei Tage Programm, mehr als 20 Panels, Workshops und Stadttouren für 400 Teilnehmende von mehr als 40 Expert*innen, fünf Theater- und Musikperformances und ein Open-Air-Event im Podewilhof – das waren die diesjährigen Interventionen mit dem Schwerpunkt Vielfalt in Kunst und Bildung. Das Besondere an dem seit 2014 bestehenden Format: Tagsüber tauschten sich die Expert*innen der Diversitätspraxis aus Kultur, Wissenschaft und Politik auf der Tagung mit den Teilnehmenden aus, am Abend standen während des Festivals künstlerische Beiträge im Mittelpunkt.
Bei allen Programmpunkten ging es um neue und bewährte Ansätze und Methoden, um die Vielfalt der Gesellschaft auch in den deutschen Kulturbetrieb zu übertragen. Moritz van Dülmen, Geschäftsführer von Kulturprojekte Berlin, zieht Bilanz: »Diversity matters – das haben die Interventionen 2017 gezeigt. Ich freue mich darüber, dass Kulturprojekte Berlin so vielen Expert*innen der Diversitätspraxis eine Bühne bieten konnte und das Podewil Ort für die Auseinandersetzung mit zukunftsweisenden kulturpolitischen Fragestellungen wurde. Aus der Zusammenarbeit mit vielen Kulturakteur*innen weiß ich, wie aktuell das Thema ist – und dass es angepackt werden muss. Und das ist eben das Besondere an den Interventionen: Es wurde nicht der Status quo beklagt, sondern konkrete Wege aufgezeigt, um das Ziel, mehr Diversität in Personal, Publikum und Programm von kulturellen Einrichtungen, zu erreichen.«
Viele der vorgestellten Ansätze, die den Praxistest bereits bestanden haben, setzten bei den Strukturen an – den Strukturen in den Institutionen der Kultur, auf Landes- oder kommunaler Ebene oder in der Nachwuchsförderung des Kulturbetriebs. Aber auch Lösungen, die in der Umsetzung nicht funktioniert haben, kamen zur Sprache, sodass aus diesen Fehlern gelernt werden kann.
So zum Beispiel im Panel »Diversitätsentwicklung zwischen Grassroots-Bewegung und aktivierender Kulturpolitik«, der die Entwicklungen in Kommunen und Ländern in den Blick nahm, oder das Panel »Vom Communityprojekt zur Institution«, in dem inzwischen bundesweit bekannte Projekte wie »Schwules Museum« und »Werkstatt der Kulturen« ihre Wege zum Erfolg wie auch die Widerstände, mit denen sie kämpfen, aufzeigten. Ganz praktische Handlungsempfehlungen und Beispiele aus dem In- und Ausland gab es in dem Workshop »Zugänge schaffen – Pfade zur Diversifizierung der Kulturlandschaft«. Auf dem Stadtrundgang »Koloniale Gegenwart und Widerstand in Berlins Mitte« konnten Teilnehmende nachvollziehen, wie aufgeladen die Stadt noch immer mit kolonialen Bezügen ist. So ist am Ermelerhaus am Märkischen Ufer ein Fresko zu sehen, das versklavte Menschen beim Tabakanbau zeigt – die Gewinne daraus machten nicht nur einige Berliner Unternehmer reich, sondern flossen auch in die damalige Kunst- und Kulturförderung.
Auch das Closing Event am letzten Abend nahm den roten Faden des diesjährigen Themas auf und präsentierte vier Künstlerinnen, die in ihrer Musik Themen wie Diaspora und die Selbstermächtigung als Frauen of Color verhandeln: Elsa aka AMET, Kedi Mina, Leila Akinyi und Nadia Tehran spielten vor mehr als 300 begeisterten Gästen open-air im Podewil Hip-Hop, Electro und Afrobeat.
Bahareh Sharifi, Kuratorin der Interventionen 2017: »Das große Interesse zeigt, dass es im Kulturbereich ein starkes Bedürfnis nach konkreten und fundierten Handlungsansätzen gibt, mit den sich die Vision eines vielfältigeren und diskriminierungskritischen Kulturbetriebs umsetzen lässt. Umso mehr freuen wir uns als Team, dass wir in diesen drei Tagen nicht nur sehr sinnvolle, sondern auch praktikable Ansätze aufzeigen konnten.«
Die Interventionen 2017 – Diversity in Arts & Education wurden veranstaltet von Kulturprojekte Berlin und gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages sowie von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Kulturprojekte Berlin veranstalten die Interventionen seit 2014 jährlich mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Seit 2015 liegt der Fokus der Reihe auf Flucht sowie Diversität im Kulturbetrieb und in der kulturellen Bildung.
Pressekontakt:
Susanne Galle
T+ 49 (030) 247 49 864
s.galle@kulturprojekte.berlin
Weitere Informationen:
www.interventionen-berlin.de
facebook.com/interventionen
twitter.com/InterventionenB
No Comment